Vor 92 Jahren, am 13. Januar 1932, kamen nach Einladung durch den damaligen Bürgermeister Ungerer zahlreiche Bürger von Berghausen zusammen, um einen „Obst- und Weinbauverein" zu gründen. Nach den schriftlichen Aufzeichnungen aus jener Zeit gab insbesondere eine Obstausstellung des Obst- und Weinbauvereins Söllingen den Anlass hierzu. 13 Bürger traten dem Verein sofort bei, weitere 18 erklärten wenige Tage später ihren Eintritt. Als erster Vorsitzender fungierte der an der damaligen Volksschule tätige Oberlehrer Jakob Bucher. Aufzeichnungen über das Vereinsleben zu jener Zeit sind nur vereinzelt vorhanden. Während des Krieges kam die Vereinsarbeit nicht weiter voran; die meisten Mitglieder waren eingezogen und im Krieg. Nach dem zweiten Weltkrieg hatten die Besatzungsmächte zunächst jede Vereinsarbeit verboten. Erst am 21. März 1947 konnte der Verein wieder gegründet werden. "Die Versammlung war von der Militärregierung genehmigt" steht in einer Niederschrift zu dieser Zusammenkunft. Sie war vom „Ortsbeauftragten" Emil Kohler einberufen worden. Die Vereinsverwaltung wurde neu gewählt und bestand aus: 1. Vors. Wilhelm Simon 2. Vors. Fritz Lutz Schriftführer Alfred Ringwald Rechner
Gustav Lindenmann Gerätewart Albert Käser Diener Helmut Mußgnug Beratende Karl Ringwald Mitglieder Georg Sambel Bei dieser Wiedergründung änderte der Verein seinen Namen und heißt nun:„Obst- und Gartenbauverein Berghausen (Baden) e. V" Bei der zweiten Vereinsversammlung, am 28. September 1947, hatte der Verein bereits 140 eingetragene Mitglieder. Als Jahresbeitrag wurde 1.- Reichsmark erhoben. Es entwickelte sich nun eine sehr rege Vereinsarbeit. Die Hauptursache dürfte die damals sehr kritische Versorgungslage bei den Einwohnern von Berghausen mit Nahrungsmitteln gewesen sein. Der Verein war stets bemüht, den Bedarf der Mitglieder an Pflanzmaterial, Düngemitteln sowie Gerätschaften aller Art zu decken. Alle diese Dinge waren in jener Zeit Mangelware und auf legalem Weg kaum zu erhalten. Bereits im Jahr 1947 wurde im Saal des Gasthauses „Adler" eine Obstschau veranstaltet. Sie war ein voller Erfolg. Bis zur Währungsreform im Jahr 1948 sprechen die Protokolle der Verwaltungssitzungen immer wieder über „Bezugsscheine" für Hacken, Gabeln und Spaten, die vom Bezirksverein zugewiesen und bei Zusammenkünften unter den Mitgliedern verlost wurden. Die Währungsreform im Jahr 1948 verschonte auch die Vereinskasse nicht; mit einem Guthaben von 130 DM wurde neu begonnen. Bei der Jahreshauptversammlung am 5. Dezember 1948 hatte der Verein bereits 254 Mitglieder. Mit Vorträgen über die Verwertung von Obst sowie die Gewinnung von Säften begann auch die Fortbildung der Mitglieder. Zur Benutzung durch die Mitglieder wurden fahrbare Obstbaumspritzen, Rückenzerstäuber, Düngelanzen usw. beschafft und sehr gerne angenommen. Im Archiv des Vereins sind zum Teil die Nachweise über die Ausleihen heute noch vorhanden. Im Jahr 1950 konnte schon die erste Lehrfahrt durchgeführt werden. Besichtigt wurden Obst- und Rebanlagen in Wiesloch, Gaiberg und Oberderdingen. Nach unseren Aufzeichnungen nahmen hieran 220 Personen teil. Zunächst gingen die Fahrten in die nähere Umgebung; der Kreis wurde jedoch immer größer. Inzwischen wurden die Ausflüge nach Österreich, Italien, Schweiz, Frankreich, Ungarn und Luxemburg unternommen. Die Vereinsausflüge sind heute noch in jedem Jahr wichtige Höhepunkte im Vereinsleben. Mit Lehrgängen, Schnittkursen, Vorführungen, Filmen und Vorträgen trug der Verein zur Fort- und Weiterbildung der Mitglieder bei. Große Hilfe leisteten uns hierbei zahlreiche Firmen und Behörden. Besonders erwähnen muss man an dieser Stelle die Kreisbaumwarte Melcher (Jöhlingen), Bender (Grötzingen) und Röll (Grünwettersbach), die Obstbaumeister Müller (Augustenberg) und Oberacker (Blankenloch). Große Verdienste um unseren Verein und um den Obstbau in Berghausen haben sich in jener Zeit der frühere Obstbauinspektor Groß sowie sein Nachfolger, Amtsrat Ballweg beim Landratsamt Karlsruhe erworben. Mit einem Bunten Abend konnte im April 1952 das 20-jährige Vereinsjubiläum gefeiert werden. Das 25-jährige Jubiläum wurde im Juni 1957 mit einem Festbankett, Festgottesdienst und einem Bunten Abend begangen. In der Turnhalle fand im Mai 1972 eine Festveranstaltung anlässlich des 40. Vereinsgeburtstages statt. Im Jahre 1956 wurde Herbert Armbruster zum neuen Vorsitzenden gewählt. Wilhelm Simon wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Heinrich Häfele übernahm 1962 das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden, das bis dahin Fritz Lutz innehatte. Nach gründlicher Planung und Unterstützung durch unseren Verein konnte im Jahre 1957 im Gewann Mickenloch (nicht zu verwechseln mit dem heutigen Lehrgarten) eine Gemeinschaftsanlage mit Apfelbäumen erstellt werden. Insgesamt wurden 1104 Bäume in 550 Arbeitsstunden gepflanzt. Die Gesamtkosten betrugen 8682,50 DM. Gefördert wurden damals derartige Unternehmen durch das Land und die Gemeinde. Im Gewann Hohbrunn entstand 1961 eine Walnussgemeinschaftspflanzung. Schon in den ersten Jahren litt die Anlage unter starken Ausfällen; das beabsichtigte Ziel der Selbstversorgung und des Verkauf von Hochwertigen Walnüssen wurde nie erreicht. Immer wieder hat die Vereinsleitung die Vermarktung der Obsterzeugnisse gefördert und unterstützt. So wurden Sammelstellen für Erdbeeren, für Johannisbeeren und später auch für Mostäpfel eingerichtet. Für Neupflanzungen wurden den Mitgliedern alljährlich Bäume und Sträucher zu günstigen Preisen vermittelt. Den weinbautreibenden Mitgliedern standen Filter-, Reinigungs- und Korkmaschinen zur Verfügung. Im Jahre 1969 wurde auf Vorschlag von Bürgermeister Gerhard Mußgnug die Aktion „Dorfverschönerung" ins Leben gerufen. Vertreter der Gemeinde und beauftragte Mitglieder unseres Vereins bewerteten die gärtnerischen Bemühungen der Einwohner: Alljährlich wurden die schönsten Anlagen prämiert. Unterstützt haben wir mit unseren Mitgliedern auch die Veranstaltungen der Gemeinde bei der 1200-Jahr-Feier im Jahr 1971. Beim Festzug wurde auf einem Fahrzeuganhänger das vom Verein aus Blumen gestaltete Ortswappen präsentiert.
In ein „Früchte- und Blumenparadies" verwandelt wurde im Spätjahr 1977 die Gartenschule. Frauen von Vereinsmitgliedern und Vertreterinnen des Landfrauenvereins ergänzten mit Blumenarrangements die Obst- und Gartenschau. Nach Vorgesprächen und Besichtigungen übernahm der Verein am 1. Januar 1979 pachtweise ein Obstgrundstück im Gewann Mickenloch von den Erben des verstorbenen Professors Weickenannt. Im Jahr 1980 wurde der Lehrgarten erstmals im Rahmen eines Gartenfests der interessierten Einwohnerschaft vorgestellt. Bei diesem Gartenfest, wurde erstmals Hansa ausgeschenkt. Das Fest und der Hansa wurden von der Bevölkerung so gut angenommen, dass damit die nunmehr 30 Jahre ununterbrochen andauernde Tradition unseres „Hansafestes" begründet wurde. Vom 11. bis 13. September 1982 wurde in der neu errichteten Kulturhalle in Berghausen das 50-jährige Vereinsjubiläum gefeiert. Ein großes Festprogramm über drei Tage und eine umfangreiche Obst- und Blumenschau machten dieses Fest zu einem unvergessenen Ereignis. Seit dieser Jubelfeier vor 25 Jahren hat sich die gesellschaftliche Entwicklung in unserem Land auf vielen Gebieten stark verändert. Das Interesse der Mitglieder am Obst- und Gartenbau ging stetig zurück. Die privaten wirtschaftlichen Verhältnisse des Einzelnen hatten sich erfreulicherweise erheblich verbessert. Die Selbstversorgung mit Obst und Gemüse war nicht mehr so lebensnotwendig. Der Anbau von Obst-, Erd- und Johannisbeeren zum Verkauf lohnte sich wegen des Preisverfalls nicht mehr. Viele Grundstücke wurden gerodet. Die Sammelstellen wurden deshalb aufgelöst und der OGV hat die Mitgliedschaft bei der Obst- und Gemüse Vertriebsgenossenschaft Nordbaden eG in Bruchsal aufgegeben. 1987 wurden zwar noch 500 Tonnen Äpfel bei der Sammelstelle des Bezirksvereins Pfinztal in Berghausen zur Apfelsaftherstellung angeliefert. Im Jahr 2002 wurde aber auch diese Sammelstelle aufgelöst. Trotz dieser Entwicklungen ist die Mitgliederzahl des OGV Berghausen kaum zurückgegangen. Die Verantwortlichen im Verein haben folgerichtig auf diese Veränderungen reagiert und den Blick nach vorne gerichtet. Im Lehrgarten wurden neue Erziehungsarten und neue Obstsorten erprobt und die gewonnenen Erfahrungen an die interessierten Mitglieder weitergegeben. Das Angebot an Pflanzgut wurde zusammen mit den Baumschulen ebenfalls den neuen Erfordernissen angepasst. Auch den neuesten Erkenntnissen und Vorschriften im integrierten Pflanzenschutz wurde und wird Rechnung getragen. Im Jahre 1986 übergab unser heutiger Ehrenvorsitzender Herbert Armbruster das Amt des 1. Vorsitzenden nach 30 erfolgreichen Jahren an Günter Egger. Ebenfalls in das Jahr 1986 fällt der Beitritt des Vereins in die Grötzinger Warengenossenschaft. Günter Egger musste aus gesundheitlichen Gründen sein Amt 1998 abgeben. Ihm folgte bis 2004 Dr. Friedrich Bischof im Amt nach. 2004 hat Bernd Schaber die Vereinsführung übernommen. Seit Januar 2023 ist Alexander Wiedemann 1. Vorsitzender. Seit dem Jahre 1982 ist der Obst und Gartenbauverein Berghausen Mitglied der Interessengemeinschaft Kulturvereine Berghausen e.V. Mit zu dieser Interessengemeinschaft gehören der Harmonikaring Berghausen 1953 e. V, der Musikverein „Freundschaft" Berghausen 1902 e.V. und die Sängervereinigung 1896 Berghausen e.V. Gerade zu diesen Vereinen besteht ein besonders enges Verhältnis. Ohne die tatkräftige Mitarbeit unserer Freunde hätten wir unser 75-jähriges Vereinsjubiläum in diesem Rahmen nicht feiern können. Mit der Mitgliedschaft in der Interessengemeinschaft ist der Obst- und Gartenbauverein auch Miteigentümer der Kulturhalle Berghausen, worauf der Verein sehr stolz ist. Viele Gemeinden in der Umgebung beneiden uns um diese Halle. Alljährlich bis zum Jahre 2015 veranstaltete die Interessengemeinschaft der Kulturvereine eine Woche vor dem kirchlichen Erntedankfest im September das gemeinsame Erntefest in der Kulturhalle. Dabei ist es dem Obst- und Gartenbauverein immer wieder gelungen, hervorragende Obst-, Gemüse- und Blumenausstellungen zu arrangieren.