Wie lange es das Hansafest des Obst- und Gartenbauvereins in Berghausen schon gibt, ist nachweislich verbrieft. In einem Sitzungsprotokoll vom 14. September 1980 ist nachzulesen, dass am Samstag, den 27. und Sonntag den 28. September 1980 in Form eines Gartenfestes als „Tag der offenen Tür" der Lehrgarten im Mickenloch der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Weiter steht in dem Protokoll: „Zur Bewirtung werden ausgegeben: Bratwurst, Schnitzel, Brötchen, Bier, alkoholfreie Getränke, Hansa, Wurst- und Schinkenbrötchen". Dass dieses Gartenfest der Beginn einer nun schon 28 Jahre ununterbrochen andauernden Vereinstradition werden sollte, konnte damals keiner ahnen. Nur der Termin liegt heute mit dem 3. Wochenende im August um einige Wochen früher. Zwar läuft die Veranstaltung offiziell immer noch unter dem Namen „Tage der offenen Tür", bei der Bevölkerung und bei den vielen Freunden dieses Festes sind diese Tage aber schon lange als „Hansafest" zu einem festen Begriff unter den Vereinsfesten in Berghausen geworden und im Kalender vorgemerkt. Namensgeber ist eben das gewisse und spezielle Getränk, der „Hansa". Der Hansa hat in den bäuerlichen und kleinbäuerlichen Betrieben und Haushalten aber auch bei den Handwerkern des Pfinztals und im Kraichgau bis in die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg eine sehr alte Tradition. Seit wann es den Hansa gibt ist leider nicht exakt nachweis-bar. Sicher ist, es gibt ihn bestimmt schon so lange wie es dort auch den Most gibt. Der Most, hergestellt aus Äpfeln und Birnen war viele Jahrhunderte das Nationalgetränk in unserer näheren Heimat. Im bäuerlichen Haushalt, von den Handwerkern, den Arbeitern und den städtischen Bürgern wurde der Most als Haus¬getränk sehr gerne getrunken. Zahlen aus dem Jahre 1929 belegen, dass eine vierköpfige Familie 1800 bis 2700 Liter Most im Jahr verbrauchte. Ein Feldarbeiter trank während der Erntezeit mindestens 5 Liter Most am Tag. Bei einer schlechten Apfel- und Birnenernte kam es deshalb auch sehr oft vor, dass der Mostvorrat bis zum Herbst nicht ausreichte. Es musste Ersatz her. Da Wein rar und Bier teuer war, wurden rote Johannisbeeren gekeltert. Wenn es Not tat, wurden auch einige schwarze Johannisbeeren und Stachelbeeren mit verwendet. Die ersten Johannisbeeren, im Volksmund bei uns auch „Hanseträublen" genannt, werden im Juni - um den Sommeranfang an Johanni, das ist der 24. Juni - reif. Gerade zur rechten Zeit, um den Getränkeengpass bis zur nächsten Apfel- und Birnenernte im Herbst zu überbrücken. Der Name Hansa kommt also von den verwendeten „Hanseträublen".
Beim Hansakeltern
45 kg Beeren, 60 Liter Wasser und 18 kg Zucker ergeben etwa 100 Liter Hansamost. Andere Zutaten kommen nicht dazu. Die Beeren kommen überwiegend aus unserem eigenen Lehrgarten. Nur in seltenen Fällen, wenn unsere eigene Ernte nicht ausreicht, kaufen wir Ware zu, die wir aber auch immer selber pflücken. Wir verwenden ausschließlich spät reifende Sorten. Der Hansa vergärt wie der Apfel- oder Birnenmost unter Abgabe einer feinen Gärungskohlensäure, hat aber durch die Zuckerzugabe einen wesentlich höheren Alkoholgehalt als der Obstmost. Die große Kunst bei der Hansazubereitung ist es, die Gärung des Mostes von der Kelterung bis zum Ausschank des Hansa beim Hansafest, so zu steuern, dass ein noch etwas süßes aber auch ein schon leicht wie Sekt prickelndes, aromatisches und in der Farbe ansprechendes Getränk entsteht. Dies geschieht ohne Zusätze aus¬schließlich über die Gärtemperatur. Mit Maß getrunken ist Hansa ein wohlschmeckendes und sehr bekömmliches Getränk. Wenn man aber zu viel trinkt, hat er seine Tücken. Es kann daher durchaus stimmen, wenn in alten Geschichten behauptet wird, dass sogar die Kühbauern nach dem zu reichlichen Genuss von Hansa mit ihren Fuhrwerken im Galopp durch das Dorf gefahren sind. Sei es wie es ist, dass der Hansa ein gutes und bekömmliches, naturbelassenes und sehr beliebtes Getränk ist, zeigt uns der Zuspruch, den der Hansa nun schon seit 28 Jahren alljährlich bei den Besuchern und Gästen des Hansafestes findet. Und so soll es auch bleiben.